Suche
Close this search box.

Briefkastenfirma als Firmensitz eintragen: Ist das erlaubt?

Wer gewerblich tätig wird, muss ein Gewerbe anmelden. Natürlich auch als Onlinehändler und YouTuber. Kann dann als Anschrift eine Briefkastenfirma eingetragen werden?

Ist es erlaubt, eine Briefkastenfirma als Firmensitz einzutragen?

Die Einrichtung einer sogenannten Briefkastenfirma, bei der ein Unternehmen seine rechtliche Adresse an einen Ort verlegt, an dem es praktisch nicht aktiv ist, ist ein Thema, das oft in der Geschäftswelt diskutiert wird.

Dieses Vorgehen kann verschiedene Gründe haben, darunter Steuervorteile, Diskretion, repräsentative Zwecke oder rechtliche Überlegungen. Doch ist es erlaubt, eine Briefkastenfirma als Firmensitz einzutragen?

Die Antwort auf diese Frage ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren und den Gesetzen des jeweiligen Landes ab. Hier sind einige wichtige Aspekte zu beachten:

1. Legalität

Die Legalität von Briefkastenfirmen variiert von Land zu Land. In einigen Ländern ist es völlig legal und akzeptiert, eine Firma an einem Ort zu registrieren, an dem sie keine operativen Geschäfte tätigt. In anderen Ländern sind solche Praktiken jedoch illegal und können strafrechtlich verfolgt werden.

In Deutschland ist es per se nicht verboten. Es können auch nicht in Deutschland Ansässige eine Gewerbeanmeldung vornehmen.

Generell ist in Deutschland nach § 14 GewO grundsätzlich ein aufzunehmendes Gewerbe ordentlich anzumelden.

Die hierfür verwendeten Formulare sehen eine Angabe der Betriebsstätte vor. Da die unrichtige bzw. unvollständige Anmeldung des Gewerbes nach § 146 Abs. 2 Nr. 2 GewO eine Ordnungswidrigkeit darstellt und bloße Korrespondenzadressen die Betriebsstätte nicht ersetzen können, muss die Adresse angeben werden, von der die Firma aus tätig wird.

Kann die Adresse eines Logistik und Fulfillment Dienstleisters als Firmensitz angegeben werden?

Nein, das erfüllt nicht die Anforderungen des Gesetzgebers.

Es muss die Adresse in der Gewerbeanmeldung angegeben werden, an der die Firma tätig ist.

Ein Logistik und Fulfillment Dienstleister ist nur ein Erfüllungsgehilfe, auch wenn er die Ware des Händlers lagert und diese an den Endkunden versendet.

Der Dienstleister übernimmt nicht die Haupttätigkeit des angemeldeten Unternehmens.

Laut Gesetz müssen neben der Tätigkeit weitere Kriterien erfüllt werden:
  • Es müssen dem Unternehmen an die Meldeadresse Schriftstücke (unter anderem Geschäfts- und Rechtskorrespondenz) per Post zugestellt werden können.
  • An der Meldeadresse muss ein Unternehmen über eine eigene Telefon- und Faxnummern verfügen.
  • Das Unternehmen muss unter der Adresse einen festen Zugriff mit sicherer Aufbewahrung von wichtigen Firmenunterlagen und Dokumenten haben.
  • Die Meldeadresse, an dem ein Unternehmen ansässig ist, muss eine ladungsfähige Adresse sein.

Eine ladungsfähige Anschrift ist, auf Unternehmen bezogen, eine Postanschrift, an der eine Rechtspartei anzutreffen ist, um eine schnelle Kommunikation zu ermöglichen.

So müssten im Beispiel der Logistikdienstleister für Firmen die Post, Telefon und wichtige Firmenunterlagen aufbewahren. Kommt es zum Foderungsausfall stehen allerdings auch die Gläubiger vor der Tür, weil der Dienstleister der ladungsfähige Ansprechpartner für die eingetragene Firma wäre.

Weitere Firmenadressen zulegen

Nun möchten einige Firmen eine repräsentative Adresse haben, zum Beispiel am Ballindamm in Hamburg, Berlin oder Frankfurt und nicht in Buxtehude.

Oder eine Firma möchte eine Tochtergesellschaft mit einer anderen Geschäftsadresse und Telefonnummer gründen.

Ein Unternehmen kann in Deutschland mehrere Geschäftsadressen haben, aber nur einen Firmensitz!

Für solche Fälle erfüllt zum Beispiel der Dienstleister ebuero ➚ die oben genannten Punkte der Korrespondenz.

2. Steuervorteile

Ein häufiger Grund, warum Unternehmen Briefkastenfirmen einrichten, sind Steuervorteile. In Ländern mit günstigeren Steuersätzen kann die Registrierung einer Firma dort dazu führen, dass das Unternehmen weniger Steuern zahlen muss.

Sogenannte Offshore-Gesellschaften sind  juristische Personen, die in einer anderen Gerichtsbarkeit als dem Heimatland des Eigentümers eingetragen sind. Sie werden häufig für internationale Geschäftstransaktionen und zum Schutz von Vermögenswerten vor der Pfändung durch Gläubiger verwendet.

Es ist wichtig zu beachten, dass Steuerumgehung oder Steuerhinterziehung illegal sind und strafrechtlich verfolgt werden.

So ist zum Beispiel eine Briefkastenfirmen in Irland keine wirkliche Option. Irland möchte Büros, festangestellte Mitarbeiter und  Geschäftsführer die vorort tätig sind. Da Irland keine natürlichen Ressourcen hat, fördern sie gerne Auslandsinvestitionen und Startups. So ist Irland bei Tech-Firmen, wie Google, Apple, IBM, Twitter, Amazon und TikTok sehr beliebt.

3. Geschäftstätigkeit

In einigen Ländern, wie in Deutschland, muss eine Firma tatsächlich wirtschaftliche Aktivitäten am Ort ihres Firmensitzes nachweisen, um als legal eingestuft zu werden.

Dies bedeutet, dass die bloße Registrierung an einem Ort, an dem keine Geschäfte getätigt werden, problematisch sein kann. 

Deshalb wird das von Fulfillment Dienstleistern in der Regel auch nicht angeboten, obwohl durch die Lagerung der Ware und die Auftragsabwicklung für den Kunden das nahe liegt.

4. Reputation

Die Verwendung einer Briefkastenfirma kann die Reputation eines Unternehmens positiv und negativ beeinflussen.

Während gut klingende Geschäftsadressen vielversprechend sind, kann bei bekannt werden, das Vorgehen als unseriös angesehen werden.

5. Rechtliche Konsequenzen

Die Verwendung einer Briefkastenfirma kann rechtliche Konsequenzen haben, insbesondere wenn sie dazu verwendet wird, um rechtliche Verpflichtungen oder Haftungsfragen zu umgehen.

Die Rechtslage kann kompliziert sein, daher ist es ratsam, rechtlichen Rat einzuholen, bevor man sich für eine solche Struktur entscheidet.

Fazit:

Die Verwendung einer Briefkastenfirma als Firmensitz ist ein komplexes Thema, das von vielen Faktoren abhängt, einschließlich des Landes, in dem das Unternehmen tätig ist, der Art der Geschäfte und der Steuervorschriften.

Es ist entscheidend, die Gesetze und Vorschriften in Ihrem Land zu verstehen und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass Sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen.

In jedem Fall ist Transparenz und die Einhaltung der Gesetze ein wichtiger Grundsatz, der in der Geschäftswelt hoch geschätzt wird.

Über den Autor: Herr Schmidt hat sich in den letzten Jahren bei der Subke GmbH immer weiter in das Thema Logistik vertieft. Zuvor hat er selbst Onlineshops, Marketing und SEO Strategien umgesetzt. Er kennt die Anforderungen und Herausforderungen, die ein Onlinegeschäft für Händler mitbringen.

Jetzt mehr verkaufen und den eigenen Handel beliebig skalieren.

Wir übernehmen bei Subke die Aufgaben der gesamten Auftragsabwicklung.

Weitere Beiträge
Cross Docking
Cross Docking

In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt ist Effizienz der Schlüssel zum Erfolg. Eine Methode, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist das Cross Docking. Dieser innovative Logistikansatz ermöglicht es Unternehmen, ihre Warenströme zu optimieren und gleichzeitig Lagerkosten zu minimieren. Cross Docking bezeichnet den Prozess, bei dem Produkte direkt von einem ankommenden Transportmittel auf ein abgehendes Transportmittel umgeladen werden, ohne sie zwischenzeitlich zu lagern.